Donnerstag, 23. März 2017

19.3. Tikicaca-See


Um 5:40 treffen wir unseren Guide, um zu den schwimmenden Inseln der Uris zu fahren. Wir brechen so früh auf, weil wir noch den Sonnenaufgang direkt am Titikakasee erleben wollen. Es ist wunderschön. Die Stadt Puno im Hintergrund glänzt golden und vor uns ist eine tolle Wolkenstimmung, die aufgehende Sonne spiegelt sich im See. Der Titikakasee ist der höchstgelegene, schiffbare See der Welt (3.809 m ü.M). Von der Ausdehnung ist er riesig (8.372 km² bei einer Länge von 178 km und einer Breite von 77 km), trotzdem gilt er nur als der 24. größte See der Welt und als zweitgrößter See von Südamerika (nach dem Maraibo-See, der aber eine Verbindung zum Meer hat). An der tiefsten Stelle wurden 281 m gemessen. Der See liegt zu 59 % in Peru, der Rest gehört zu Bolivien. Und durch eine Enge teilt er sich in Lago Mayor und Lago Menor.

Die Uris bauen aus dem Schilfgras Inseln – der Wurzelballen verhält sich wie Kork, und darüber kommen immer mehrere Lagen des Grases versetzt draufgelegt. So ein Aufbau erreicht 3 Meter! Und jetzt in der Regenzeit (= Sommer hier) muß ca alle 15 Tage neue Schichten von Gras aufgebracht werden, in der Trockenzeit (= Winter, dann wenn wir Sommer haben) genügt es, einmal im Monat den Aufbau zu erneuern. Auch die Häuser, die auf einem erhöhten Grasbett stehen, werden ausgeräumt, zur Seite gestellt und das Grasbett erneuert. Wir besichtigen eine Insel, die es seit ca 10 Jahren gibt, und von 5 Familien bewohnt wird. Orlando zeigt uns den Aufbau der Insel und auch sein privates Haus, das er mit Frau und 2 Kindern (14 und 17) bewohnt. Dieter schätzt, daß das Haus ca 2 x 3 m groß ist. Auf der einen Seite liegt am Boden eine große Matratze, das Gewand liegt in der Ecke rum, bzw. ist an einigen Nägeln an der Wand aufgehängt. Die restlichen Besitztümer liegen in der anderen Ecke des Bodens. Die Küche ist in einem anderen zeltähnlichen Grasbau untergebracht – sie kochen zum Teil mit Gas. Strom bekommen sie durch Sonnenenergie. Trotzdem ist es unvorstellbar, daß der 14-jährige Sohn an der Schule eine Ausbildungsrichtung mit Computer gewählt hat. Das Mark der Gräser ist essbar, sonst essen die Leute auch die kleinen Fische des Sees, Vögel aus dem See, deren Eier, Kartoffeln, Mails, Quinoa und auch Lehm. Und es gibt ein Essensboot, das die Uriinseln beliefert. Während wir das kleine Haus besichtigten, haben die beim Sonnenaufgang beobachteten Wolken für einen kurzen Regenschauer gesorgt, und als wir auf dem Haus gehen, sehen wir einen leuchtenden Regenbogen.

Unserer Führer erzählt uns noch, daß die Inseln erst seit 70 Jahren gebaut werden, früher hätten die Uri auf Booten gewohnt. Wir kaufen auf der Insel noch eine Kleinigkeit und fahren zu einer zweiten. Auf dieser Insel gibt es ein kleines Restaurant, aber wir holen uns nur einen Stempel für den Pass ab.

Mit dem Boot fahren wir zum Hotel (auf dem Rückweg begegnen uns mehrere Touristenboote mit Ziel in der anderen Richtung), wir haben kurz Zeit für ein Frühstück. Auch vom Frühstückstisch können wir die vielen Meerschweinchen im Garten beobachten. Und auf zum Auto, die Fahrt nach Bolivien startet. Wir müssen das Auto nehmen, so dauert die Fahrt nur ca 2,5 h, mit dem Boot über den See würden wir ca 8 Stunden brauchen (Die Motoren sind nicht so stark, angeblich fahren sie nur mir 20 Knoten). In Puno leben ca. 180.000 Einwohner und beim Vorbeifahren sehen wir, wie sich die Jugend für die Aufnahmeprüfung an der hiesigen Uni anstellt. Hier studieren 20.000 Studenten, es ist die größte Uni im Umland. Begleitet werden sie zum Teil von bunt gekleideten Andino-Frauen.

Im Ort Acora steigen wir aus und gehen auf einem lokalen Markt. Es gibt fast alles und das interessanteste ist, daß die Leute die Lebensmittel tauschen!! Auch eine Frau von der Insel ist auch schon am Markt.

Wir fahren am Ort Juli vorbei. Der Ort ist eigentlich recht klein, hat aber 4 Kirchen. Bekannt ist der Ort dafür, daß ein Jesuitenpriester hier die erste Bibel in Aymara gedruckt hat. Aymara ist die Sprache der lokalen Bevölkerung und auch eine der 3 Amtsprachen von Peru (neben Spanisch und Quechua).

Während der Fahrt regnet es nochmals, irgendetwas an unserem Auto fängt zu stinken an, aber wir kommen rechtzeitig am Grenzübergang Kasani an. (Dieser Grenzübergang wird hauptsächlich von Touristen genützt, die ganzen LKW benützen den etwas weiter entfernten Grenzübergang Desaguadero. Wir steigen aus und gehen mit dem Koffer auf die andere Seite der Grenze, wo wir einen neuen Guide und Fahrer begrüßen. Nach den Grenzformalitäten geht es nach Copacabana, wo wir die Koffer deponieren und vor der Abfahrt des Bootes schnell zur Wallfahrtskirchen gehen. Wir bleiben nur draußen, um einen Blick auf die geschmückten Autos zu erhaschen. Die Einheimischen (Peruaner und Bolivier) kommen mit dem neu erworbenen Auto zur Kirche und lassen es segnen. Wir gehen zurück an den Hafen und fahren mit einem kleinen Boot eine Stunde lang zur Isola des Sol über – und da wir die Jarisch sind, und auf Reisen immer Wetterglück haben, lacht die Sonne vom Himmel.  Wir fahren auch am kleinen Bolivianischen Marine-Stützpunkt  vorbei. Obwohl Bolivien keinen Meerzugang mehr hat,… erinnert uns an zuhause. An Land genießen wir in der Sonne ein typisch einheimisches Gericht, daß die Bauern zu Hause vorbereitet haben und dann am Feld gegessen haben: Aptapi. Auf verschiedenen Schüsseln bekommen wir Tortillas aus Quinoa, Lamafleischbällchen, Hähnchen, Forellen, hart gekochte Eier und eingeschlagen in einem Tuch verschiedene Kartoffeln, großen Mais und Haba (große Bohnen). Es ist sehr lecker, aber viel zu viel.

Mit vollen Bauch machen wir uns auf unsere kleine Wanderung zum Hotel. Am Weg gesichtigen wir noch eine alte Inkasehenswürdigkeit.    Der Bau war ursprünglich präinkisch, wurde aber von den Inkas dann für ihre Zwecke umgebaut. Besonders an diesem Haus ist, daß es ursprünglich sogar zweistöckig war, was sehr ungewöhnlich ist. Vorbei an schön gepflegten kleinen Terrassenfeldern (alles noch von Hand bewirtschaftet) gelangen wir zu unserem kleinen Ökohotel. Wir machen eine kurze Pause – ich schlafe sogar ein – gehen wir mit unserem Guide Achim auf den kleinen Gipfel der Insel, um den Sonnenuntergang zu sehen. Schon wieder bin ich auf über 4.068 aufgestiegen. Im warmen Licht der Sonne können wir fast die gesamte Insel überblicken und haben jetzt auch einen wunderschönen Blick auf die schneebedeckten Gipfel des Cordilliera Real (Königskordillere). Dieter bedauert es sehr, nicht noch einen Tag für die Besteigung des Pico Austria eingeplant zu haben.

Am Abend gibt es noch ein gutes Abendmahl im Hotel, daß uns aber viel zu viel ist, nach dem opulenten Mittagsessen. Müde fallen wir ins Bett und ziehen die dicke Decke bis zum Kinn, da wir keine Heizung im Zimmer haben.

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