Um 5:40 treffen wir unseren Guide, um zu den schwimmenden
Inseln der Uris zu fahren. Wir brechen so früh auf, weil wir noch den
Sonnenaufgang direkt am Titikakasee erleben wollen. Es ist wunderschön. Die
Stadt Puno im Hintergrund glänzt golden und vor uns ist eine tolle
Wolkenstimmung, die aufgehende Sonne spiegelt sich im See. Der Titikakasee ist
der höchstgelegene, schiffbare See der Welt (3.809 m ü.M). Von der Ausdehnung
ist er riesig (8.372 km² bei einer Länge von 178 km und einer Breite von 77 km),
trotzdem gilt er nur als der 24. größte See der Welt und als zweitgrößter See
von Südamerika (nach dem Maraibo-See, der aber eine Verbindung zum Meer hat).
An der tiefsten Stelle wurden 281 m gemessen. Der See liegt zu 59 % in Peru,
der Rest gehört zu Bolivien. Und durch eine Enge teilt er sich in Lago Mayor und
Lago Menor.
Die Uris bauen aus dem Schilfgras Inseln – der Wurzelballen
verhält sich wie Kork, und darüber kommen immer mehrere Lagen des Grases versetzt
draufgelegt. So ein Aufbau erreicht 3 Meter! Und jetzt in der Regenzeit (=
Sommer hier) muß ca alle 15 Tage neue Schichten von Gras aufgebracht werden, in
der Trockenzeit (= Winter, dann wenn wir Sommer haben) genügt es, einmal im
Monat den Aufbau zu erneuern. Auch die Häuser, die auf einem erhöhten Grasbett
stehen, werden ausgeräumt, zur Seite gestellt und das Grasbett erneuert. Wir
besichtigen eine Insel, die es seit ca 10 Jahren gibt, und von 5 Familien
bewohnt wird. Orlando zeigt uns den Aufbau der Insel und auch sein privates
Haus, das er mit Frau und 2 Kindern (14 und 17) bewohnt. Dieter schätzt, daß
das Haus ca 2 x 3 m groß ist. Auf der einen Seite liegt am Boden eine große Matratze,
das Gewand liegt in der Ecke rum, bzw. ist an einigen Nägeln an der Wand
aufgehängt. Die restlichen Besitztümer liegen in der anderen Ecke des Bodens.
Die Küche ist in einem anderen zeltähnlichen Grasbau untergebracht – sie kochen
zum Teil mit Gas. Strom bekommen sie durch Sonnenenergie. Trotzdem ist es
unvorstellbar, daß der 14-jährige Sohn an der Schule eine Ausbildungsrichtung
mit Computer gewählt hat. Das Mark der Gräser ist essbar, sonst essen die Leute
auch die kleinen Fische des Sees, Vögel aus dem See, deren Eier, Kartoffeln,
Mails, Quinoa und auch Lehm. Und es gibt ein Essensboot, das die Uriinseln
beliefert. Während wir das kleine Haus besichtigten, haben die beim Sonnenaufgang
beobachteten Wolken für einen kurzen Regenschauer gesorgt, und als wir auf dem
Haus gehen, sehen wir einen leuchtenden Regenbogen.
Unserer Führer erzählt uns noch, daß die Inseln erst seit 70
Jahren gebaut werden, früher hätten die Uri auf Booten gewohnt. Wir kaufen auf
der Insel noch eine Kleinigkeit und fahren zu einer zweiten. Auf dieser Insel
gibt es ein kleines Restaurant, aber wir holen uns nur einen Stempel für den
Pass ab.
Mit dem Boot fahren wir zum Hotel (auf dem Rückweg begegnen
uns mehrere Touristenboote mit Ziel in der anderen Richtung), wir haben kurz
Zeit für ein Frühstück. Auch vom Frühstückstisch können wir die vielen
Meerschweinchen im Garten beobachten. Und auf zum Auto, die Fahrt nach Bolivien
startet. Wir müssen das Auto nehmen, so dauert die Fahrt nur ca 2,5 h, mit dem
Boot über den See würden wir ca 8 Stunden brauchen (Die Motoren sind nicht so
stark, angeblich fahren sie nur mir 20 Knoten). In Puno leben ca. 180.000 Einwohner
und beim Vorbeifahren sehen wir, wie sich die Jugend für die Aufnahmeprüfung an
der hiesigen Uni anstellt. Hier studieren 20.000 Studenten, es ist die größte
Uni im Umland. Begleitet werden sie zum Teil von bunt gekleideten
Andino-Frauen.
Im Ort Acora steigen wir aus und gehen auf einem lokalen
Markt. Es gibt fast alles und das interessanteste ist, daß die Leute die
Lebensmittel tauschen!! Auch eine Frau von der Insel ist auch schon am Markt.
Wir fahren am Ort Juli vorbei. Der Ort ist eigentlich recht
klein, hat aber 4 Kirchen. Bekannt ist der Ort dafür, daß ein Jesuitenpriester
hier die erste Bibel in Aymara gedruckt hat. Aymara ist die Sprache der lokalen
Bevölkerung und auch eine der 3 Amtsprachen von Peru (neben Spanisch und
Quechua).
Während der Fahrt regnet es nochmals, irgendetwas an unserem
Auto fängt zu stinken an, aber wir kommen rechtzeitig am Grenzübergang Kasani an. (Dieser Grenzübergang wird hauptsächlich von Touristen genützt, die ganzen LKW benützen den etwas weiter entfernten Grenzübergang Desaguadero. Wir
steigen aus und gehen mit dem Koffer auf die andere Seite der Grenze, wo wir
einen neuen Guide und Fahrer begrüßen. Nach den Grenzformalitäten geht es nach
Copacabana, wo wir die Koffer deponieren und vor der Abfahrt des Bootes schnell
zur Wallfahrtskirchen gehen. Wir bleiben nur draußen, um einen Blick auf die
geschmückten Autos zu erhaschen. Die Einheimischen (Peruaner und Bolivier)
kommen mit dem neu erworbenen Auto zur Kirche und lassen es segnen. Wir gehen
zurück an den Hafen und fahren mit einem kleinen Boot eine Stunde lang zur
Isola des Sol über – und da wir die Jarisch sind, und auf Reisen immer
Wetterglück haben, lacht die Sonne vom Himmel. Wir fahren auch am kleinen Bolivianischen
Marine-Stützpunkt vorbei. Obwohl
Bolivien keinen Meerzugang mehr hat,… erinnert uns an zuhause. An Land genießen
wir in der Sonne ein typisch einheimisches Gericht, daß die Bauern zu Hause vorbereitet
haben und dann am Feld gegessen haben: Aptapi. Auf verschiedenen Schüsseln bekommen
wir Tortillas aus Quinoa, Lamafleischbällchen, Hähnchen, Forellen, hart
gekochte Eier und eingeschlagen in einem Tuch verschiedene Kartoffeln, großen
Mais und Haba (große Bohnen). Es ist sehr lecker, aber viel zu viel.
Mit vollen Bauch machen wir uns auf unsere kleine Wanderung
zum Hotel. Am Weg gesichtigen wir noch eine alte Inkasehenswürdigkeit. Der Bau war ursprünglich präinkisch, wurde
aber von den Inkas dann für ihre Zwecke umgebaut. Besonders an diesem Haus ist,
daß es ursprünglich sogar zweistöckig war, was sehr ungewöhnlich ist. Vorbei an
schön gepflegten kleinen Terrassenfeldern (alles noch von Hand bewirtschaftet)
gelangen wir zu unserem kleinen Ökohotel. Wir machen eine kurze Pause – ich schlafe
sogar ein – gehen wir mit unserem Guide Achim auf den kleinen Gipfel der Insel,
um den Sonnenuntergang zu sehen. Schon wieder bin ich auf über 4.068
aufgestiegen. Im warmen Licht der Sonne können wir fast die gesamte Insel
überblicken und haben jetzt auch einen wunderschönen Blick auf die
schneebedeckten Gipfel des Cordilliera Real (Königskordillere). Dieter bedauert
es sehr, nicht noch einen Tag für die Besteigung des Pico Austria eingeplant zu
haben.
Am Abend gibt es noch ein gutes Abendmahl im Hotel, daß uns
aber viel zu viel ist, nach dem opulenten Mittagsessen. Müde fallen wir ins Bett
und ziehen die dicke Decke bis zum Kinn, da wir keine Heizung im Zimmer haben.
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