Donnerstag, 23. März 2017

20.3. Titicaca-See, Copacabana, La Paz

Dieter ist schon seit 4 Uhr munter, um nur ja nicht den Sonnenaufgang zu versäumten :) Aber gestern war er um 5:40 und hier in Bolivien sind die Uhren um eine Stunde nach vorn zu drehen, also sollte die Sonne erst um 6:40 aufgehen..... Aber nachträglich muß man zugeben, die Zeit vor dem eigentlichen Sonnenaufgang war viel spektakulärer mit ihrer Rosazeichnung des Horozontes (=Gebirgskamm). Nach dem Frühstück brechen wir mit Achim um 7:30 auf. Wir gehen durch den Ort Yunami und gehen die alten Inkastufen zum Hafen hinunter. Am Weg sehen wir mehrmals  Quellenauslässe, immer mit 3 Abläufen für die 3 Grundsätze ( Du sollst nicht stehen, du sollst nicht faul sein, du sollst nicht lügen). Wir besteigen wieder unser Boot und fahren zur Isola de Luna über. Wir besichtigen eine wunderschöne alte Inkaanlage, die für den Unterreicht von aus dem ganzen Land ausgewählten Jungfrauen genutzt wurde. In der Blütezeit sollen 300 Jungfrauen hier unterrichtet worden sein. Und das von den Spaniern entfernte Dach auf Silber gefertigt. Man nimmt auch an, daß noch Teile der Anlage unter dem ansteigenden Hügel verborgen sind, aber die Verwaltung gibt nicht mehr viel Geld für Ausgrabungen aus und möchte auch nicht, daß Ausländer dies übernehmen. Die Anlage wurde der Witterung übergeben und eine Zeit lang lebten auf der Insel auch Gefangene, was für die Sehenswürdigkeit nicht förderlich war. Heute leben auf der Insel noch ca 80 Leute, ohne Strom.
Mit dem Boot geht es zurück nach Copacabana und wir genießen die Stille, die Weite und die Sonnenwärme am Dach des Bootes. Bei der Einfahrt zum Hafen ist mir beim Wegfahren schon ein bunt geschmückter Ort aufgefallen. Achim erzählt, daß an diesem Ort vor allem am Wochenende die Schamanen  vorzufinden sind. Die Bolivier, wenn sie einen Wunsch haben, kaufen diesen Wunsch in Kleinformat (z.B. Spielzeugauto für ein Auto), und kommen am Wochenende, um vom Schamanen eine Zeremonie durchführen zu lassen, damit dieser Wunsch in Erfüllung geht. Den Gegenstand nehmen sie wieder mit nach Hause. Am Berggipfel über diesem Platz ist auch ein Kreuzweg, der zu Ostern sehr belebt ist.

Wir besuchen die berühmte Wallfahrtskirche Catedral de Copacabana. In dieser Kirche steht eine Madonna mit einer dunklen Hautfarbe (Virgen Morena). Diese wurde von 1576 von einem Indio genschnitzt (Franzcisco Tito Yupanoui schuf ein erster Modell, nachdem ihm eine Figur im Schlaf erschienen ist, aber die Figur wurde von der Bevölkerung nicht angenommen. Daraufhin zog er nach Potosi, um das Schnitzhandwerk zu erlernen. Mit einer neuen Figur zog er dann triumphreich nach Copacabana ein.) Die Figur der Jungfrau ist im großen Altar integriert. Wenn Messe ist, ist der kleine Vorhang aufgerollt. Wenn keine Messe ist, wird die Figur um 180 Grad gedreht und Maria blickt hinaus auf den See, darum gilt sie auch als Schutzheilige des Sees.

Wir gehen weiter Richtung Markthalle und kommen auch an einem Comedor Popular vorbei. Das ist eine Halle, in der vor allem die Einheimischen essen. Verschiedene kleine Kochstellen sind vorhanden und die Frauen bieten frische Speisen an. Es gibt eine eigene Halle für Mittagessen und eine eigene Halle für das Frühstück, die aber um diese Zeit schon wieder fast verlassen ist. In der nächsten Halle befindet sich der hiesige Markt.
Copacabana ist auch der Namensgeber für den wahrscheinlich viel bekannteren Strandabschnitt in Rio. Im 17 Jahrhundert war ein Geschäftsmann in Copacabana und betete auch zur schwarzen Madonna. Auf einer weiteren Reise geriet er in Seenot und betete zu ihr. Er überlebte das Unwetter und fertigte als Dank eine Kopie der Virgen morena, die heute noch in einer Kapelle in Rio besucht werden kann.

Wir gehen in ein Restaurant essen, das von einem Deutschen geführt wird und haben dabei einen schönen Blick auf den Standabschnitt. Danach starten wir unsere Reise nach La Paz. Wie lange die Fahrt dauern wird, ist nicht sicher, da auf der ganzen Strecke die Straße ausgebaut wird. Aber die Fahrt verläuft ohne größere Probleme. An der Engstelle von Tiquina (Engstelle im Titikakasee, die Lage Mayor und Lago Menor teilt) verlassen wir das Auto und setzen mit einem kleinen Boot über. Unser kleiner Reisewagen wird auf ein eigenen Boot verladen und setzt so über, auch größere Reisebusse überqueren auf diese Weise die Engstelle. Abenteuerlich, vor allem bei Wind und Seegang! Es gibt an und für sich Pläne für eine Brücke, aber als diese publik wurden, streikten die Fährmänner mehrere Wochen und die Infrastruktur der Gegend kam zum Erliegen.
Nach einiger Zeit kamen wir nach Alto Plano, sozusagen die frühere Vorstadt von La Paz. La Paz liegt in einem Talkessel und kann sich eigentlich nicht mehr vergrößern. Aber die Vorstadt, die am Rand des Kessels liegt, ist zwischenzeitlich zur größten wachenden Stadt von Lateinamerike geworden. Und genauso lebhaft geht es hier zu. Da die Bolivier gerne feiern, sieht man hier eine Besonderheit besonders. Gerne werden für Feier spezielle Partyräume gemietet. In vielen Häusern sieht man prunkvolle erste Geschoße, die dann vermietet werden. Bei besonders gefragten Lokations muß man sich auch zeitgerecht anmelden. Für uns ungewohnt ist auch, daß die Bolivianer in der Regel so lange bauen, als sie Geld haben. Wenn es ausgeht, steht der Bau still – und dann sieht man zum Beispiel den prunkvoll ausgestalteten ersten Stock, aber die Mauer davor fehlt. Kredite werden nicht so viele aufgenommen, da die Zinen ca 20% und mehr betragen. Zu einer Wohnung kommt man, indem man sie kauft, mietet oder für eine gewisse Zeit einen Betrag hinterlegt, der denn nach einer idR zweijährigen Mietphase wieder retourniert wird.

Und wir sehen zum ersten Mal die Doppelmayr-Gondelns, die Teile von El Alto und La Paz verbinden. Da wir es geschafft haben, halbwegs rechtzeitig in die Stadt zu kommen, fahren wir mit 2 von 4 Linien. Die erste, gelbe Gondelfahrt bringt uns von El Alto den Anhang nach la Paz hinunter. Der Ausblick ist atemberaubend. Die Sonne ist gerade am untergehen, der Hausberg ist angeleuchtet, die Stadt breitet sich vor uns aus. Es ist ein toller Blick und wir sind froh, daß unserer Fahrer Gas gegeben hat (so weit halt möglich 😊). Wir steigen um in die grüne Linie und kommen noch weiter tiefer, wo die Schönen und Reichen von La Paz wohnen, und auch unser Hotel ist. Hier wird nicht viel zum Teil nicht viel gefragt, sondern einfach gehandelt – und die Säulen der Stützen der Seilbahn einfach montiert, wo sie hingehören – mitunter auch mitten auf der Straße. Wir fahren auch über ein Haus, das eine Stütze in seinen Garten montiert bekommen hat. Seit kurzem hat der Eigentümer im ganzen Haus verspiegelte Fenster anbringen lassen – und wir reden hier vom Nobelviertel. Wir gehen in unser Hotel, machen uns frisch und gehen in ein toller Restaurant – El Gustu. Gerne hätten wir ein Degustationsmenü genommen und daneben eine Extraspeise, aber die Küche läßt das nicht zu. Und so essen wir „nur“ hervorragende Vorspeisen, Hauptspeisen und Nachspeisen. Hier wird nur mit lokalen Nahrungsmittel gearbeitet, und der Eigentümer ist der Gründer vom weltberühmten „Norma“ in Kopenhagen. Das Norma ist zur Zeit ja geschlossen, aber wir wissen nicht, ob es jetzt nur temporär zu ist oder für länger. Zugleich ist auch eine soziale Komponente im Restaurant eingebunden, denn es können benachteiligte Jugendliche sich hier für Ausbildungsplätze bewerben.

Gestärkt gehen wir zu Fuß zum Hotel zurück und schlummern herrlich.

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