Dieter kann heute Nacht nicht schlafen und wir um 2 Uhr munter und "geistert" herum. Ich bekomme das im Unterbewußtsein mit und als er um 4 Uhr versucht wieder schlafen zu gehen, stehe ich auf und setze mich in die Lobby, um fehlende Teile des Tagebuches nachzuschreiben. Gerne wäre ich immer Up to Date, aber die Eindrücke sind oft so intensive, daß wir beide zu müde sind. Also bin ich fleißig und schaffe es, 2 Tage "nachzuliefern". Ab 5 Uhr herrscht in der vom Betreiber verlassenen Lobby High-life, Gruppen waren auf ihren Chauffeur, Touroperator warten und suchen ihre Gäste,....Obwohl Frühstück erst um 7 Uhr offiziell erhältlich ist, schaffen es eine Amerikanerin, die hier für einen Werbedreh ist, und ich, uns etwas Kaffee und Kleinigkeiten vom Buffet zu organisieren. Sie ist schon etwas grantig (nach 2 Tagen vor Ort), und hat das Pech, daß ihre bestellten Eier nicht rechtzeitig fertig werden. Ich opfere mich :)
Um 7 Uhr ist unser Fahrer David da, ein anderer als uns vom Flughafen abgeholt hat. Mit David geht es los zum vor uns liegenden Salzsee. Dieter hat seine Kamera, Handy, ... neben seinem Sitz vorbereitet und ich will es ihm gleich tun. Wo ist nur meine Kamera? Wir bleiben stehen, durchwühlen Rucksack und Tasche und drehen nochmals um - Kamera abgeholt an der Rezeption und jetzt kann es wirklich los gehen. Bald sind wir am See und unter uns bis zu 100 m Salz. Von einem Mitradler in la Paz haben wir gehört, daß vor 2 Wochen es noch nicht möglich war, den See zu queren und auch unser Guide Achim hat Erkundungen eingeholt und uns kurzfristig mitgeteilt, daß eine Fahrt möglich sein sollte. Aber keiner hat uns informiert, daß die Fahrt zur Incahuasi Insel nicht gemacht werden kann (eine felsige Insel im Salzsee, wo es über 1000 Jahre alte Kakteen zu besichtigen gibt), da in diesem Bereich noch zu viel Wasser vorhanden ist. Ich liefere mir mit David ein kleiner sprachliches Duell, beidem mein Spanisch besser ist als sein Englisch, denn wir haben keine Info...Wir fahren an einer kleinen Statue vorbei, die für die Paris-Bolivien-Ralley errichtet wurde und die gleich neben dem ersten Salzhotel der Region ist. Dieses Hotel wird - aus Umweltgründen- nicht mehr betrieben, man kann nur noch Getränke dort konsumieren. Wir fahren weiter auf den See hinaus und uns ist nicht klar, wie David hier den Weg finden kann. Leider können wir nicht die perfektesten Spiegelbilder machen, da es nicht mehr so wolkenlos sonnig ist wie gestern. Wir sehen wunderschöne neu gebildete Salzkristalle - lauter kleine Würfeln, die im inneren einen freien Bereich haben - und auf dem Oberfläche bilden sich Rauten/Romben/..-Muster, wenn das Wasser verdunstet. Bei einem Stopp sammle ich diese Kristalle, aber witziger weise finde ich nur bei diesem Platz so schöne Kristalle! (Unseren thailändischen Mitradlerinnen erfahren wir, daß sie auch nicht zur Insel fahren konnten und unsere Spiegelbilder sind im Vergleich zu ihren super geworden.)
Irgendwann kommen an der anderen Seite ans Festland und unsere Fahrt führt uns am festen Land weiter. Wir kommen an einem anderen Salzsee vorbei (Chiguana), dessen Salzkruste aber nur ganz dünn ist. Der Weg führt uns entlang der Cordillera Occidental - das ist ein Teilabschnitt der Anden-Gebirgskette, an der Grenze zu Chile. Die Kette ist gekennzeichnet durch zum Teil vulkanische Aktivität und wir sehen viele klassische Vulkankegel, erkaltete Lavaformationen und eine durch die Höhe gekennzeichnete karge Faune. Stellenweise sehen wir nur Steine. An einer Stelle sehen wir eine schon sehr große Yareta-Pflanze - das ist eine sehr langsam wachsenden Pflanze (durchschnittlich 0,04 cm pro Jahr), die sich an die unwirtliche Situation hier im den Anden angepaßt hat. Sie fühlt sich sehr hart an und überzieht gerne Steine. Leider sind viele Bestände vernichtet worden - die Einheimischen haben sie gerne auch als Heizmaterial benützt, da sie ölhältig ist. Auf das vorherrschende Gras ist sehr stachelig - was ich gleich spüre, als ich ungewollt ankomme. Die Straße wird stellenweise immer abenteuerlicher, ausgewaschener und wir treffen auf dem Weg kein einziger Auto und es gibt den ganzen Tag keinen Netzempfang. Gegen 5 Uhr kommen wir an den in der Höhe gelegenen Lagunen vorbei - Laguna Canape, Hedionda, Chiarcota, Honda und Ramaditas. Ich sehen wir zum ersten Mal die Flamingos, die hier oben wohnen - das Geräusch der Vögel ist gewaltig. Hier findet man die Anden-, Chilenischen und James-Flamingos. Wie man diese unterscheiden kann: Also der Anden-Flamingo hat nur gelbe Füße, der Chilenische hat gelbe Füße, sein Kniegelenk und seine Füße sind rosa und er ist an seinem "Tok-Tok"-Geräusch erkennbar. Der James Flamingo hat ganz rose Beine und macht die ganze Zeit "Chur-Chur-Chur". An der Hedionda-Lagune steigen wir aus und gehen einige Schritte. Dort ist eine kleine Eco-Lounge und wir sehen einen Bus aus den Niederlanden. (Das erste Auto auf unserer Stecke.) Nur in der Chiarcoata Lagune sind keine Tiere, hier ist das Wasser giftig. Und die 5. Lagune sehen wir nur von weitem, da unserer Weg zu unserem Hotel weiter links (ich weiß, eine tolle geografische Angabe) führt. Um 6:30 kommen wir zum unserem Öko-Hotel. Wir sollen gleich duschen gehen, das Wasser sein noch warm (genau genommen war es noch angenehm heiß!), Strom aus der Steckdose gebe es bis 10 Uhr, das Licht gehe die ganze Nacht und Wifi geht bis 20:00 Uhr. Und um 7 Uhr gibt es Abendessen. Wir sitzen in einem schönen, verglasten Gebäude und wundern uns, wo die anderen Leute alle herkommen - viele Asiaten. Wir bekommen ein gutes Menü und als Abschluß trinken wir mit unserem Fahrer Koka-Likeur. Schmeckt ganz gut und so werden es in Summe 4 Gläser für jeden. Wir haben die Blätter nicht weiter probiert. Bisher hatten wir erst einen Koka-Tee (am Titikakasee, frühmorgens, bevor die Besichtigung angefangen hat) und wir haben unseren Fahrer beobachtet, wie er während der ganzen Fahrt in einen Sack mit Koka-Blättern gegriffen hat und sie in den Mund gesteckt hat. Sie halten wach und sollen gehen die Höhe helfen. Aber bis jetzt hatten wir damit überhaupt keine Probleme. Hier in dem Hotel Tayka del Desierto verbringen wir unsere Nacht auf ~ 4.500 m, wir schlafen also fast am Monte Blanc (4.810m).
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